Gegnerisches Team und Akku - beide besiegt!

Debating Runde 1 & 2 - Ein Erfahrungsbericht

Unser ganzer Alltag wurde durch das Corona-Virus zu einem bunten Mischmasch aus Masken, Homeschooling und Daheimbleiben. Doch das hielt uns nicht davon ab, zu debattieren. Denn wenn es möglich ist, von zuhause aus zu lernen, dann müsste es doch auch gehen, durch einen Bildschirm hindurch eine Debatte zu halten. Gewagte Behauptung, nicht wahr? Wie das ganze vor sich ging, würde ich Ihnen hier gerne erzählen.

Am Mittwoch, den 13. Januar 2021 war geplant, dass über Zoom knapp 200 Jugendliche zusammenkommen, um dann in je zwei Teams gegeneinander in virtuellen Räumen zu debattieren. Die erste Debatte des Tages war eine Impromptu Debatte, was heißt, dass die Teams nur eine Stunde Zeit zur Verfügung hatten, um eine Debatte mit 6 Minuten Sprechzeit pro Person auf die Beine zu stellen. Es wurde darüber debattiert, ob Filme und Serien synchronisiert werden sollten. Sie können gar nicht glauben, wie froh ich war, dass ich diese Debatte nicht halten musste, denn ich konnte mit diesem Thema rein gar nichts anfangen. Als ich mir diese Debatte ansah und auch viele Judges sprechen hörte, wurde mir schon etwas flau im Magen. Ich fragte mich, ob ich das wirklich kann und ob ich nicht doch spontan jedes einzelne englische Wort vergessen habe, das ich jemals gelernt habe. Auch meine Teamkollegin Rosa, mit der ich mich verabredet hatte, damit wir mit der Technik (und dem Stress) nicht ganz auf uns allein gestellt waren, war nicht gerade der Inbegriff von Gelassenheit. Natürlich machte ich mir auch wegen der Debatte Gedanken, doch meine Hauptsorge galt der Tatsache, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich aus diesem virtuellen Raum wieder herauskomme, in dem die Impromptu Debatte stattfand. Daran, wie ich in den Raum kommen sollte, in dem wir dann nachher debattieren müssen, dachte ich noch gar nicht. Mit Müh und Not und der Beteuerung gegenüber Rosa, dass es mir leid täte, „wenn ich jetzt hier draufklick‘ und es uns rausschmeißt“, haben wir es geschafft wieder in den Hauptraum, mit fast 200 Mit-Debatern, zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt waren schon Stunden vergangen und es war nur noch eine halbe Stunde Zeit, bis wir unsere vorbereitete Debatte halten sollten. Doch daraus wurde nichts. Zumindest noch nicht.

Die Bewertung der Impromptu-Debatten muss es in sich gehabt haben, denn der Zeitplan wurde um Ewigkeiten überschritten (so hat es sich zumindest für meine flatternden Nerven angefühlt). Doch das Warten hat sich vorerst schon einmal gelohnt, denn ich freue mich sehr, verkünden zu dürfen, dass unser Team die Impromptu-Debatte gewonnen hat. Loreen Biegert, Tim Junele und Anne Tegtmeier haben das gegnerische Team in Grund und Boden debattiert. Das haben sie mit ganz viel Unterstützung von Ann-Sophie Schrape und Melvin Kirschner geschafft (die das auch ganz toll gemacht haben), die nicht debattierten, dafür aber die Stunde lang mit im Vorbereitungsraum waren, wo sie alle zusammen eine (offensichtlich) super Debatte vorbereitet haben. Dass die erste Debatte, die nur eine Stunde lang vorbereitet werden durfte, super war und unsere Debatte, die lange vorbereitet wurde, noch ausstand, baute jetzt nicht direkt Druck ab. Hilfreich war auch nicht, dass der Akku meines Tablets, mit dem wir beim Wettbewerb teilnahmen, langsam aber sicher schlapp machte. Einfach an den Strom hängen, nicht wahr? Ja, nur das Meeting zog ganz schön viel Akku, da ging immer noch mehr flöten, als wir dazu gewannen. Aber Augen zu und durch.

Wir debattierten gegen das Scheffel Gymnasium Lahr mit der Frage, ob Märchen einen schlechten Einfluss auf Kinder hätten. Wir, Emma Schulze, Rosa Münzebrock und ich, waren Team Proposition, was bedeutet, dass wir der These zustimmten. Ein Zitat von Stephen King lautet: “The scariest moment is always right before you start.“ Dem kann ich absolut zustimmen. Die Aufregung wuchs bis zu dem Moment, in dem ich die ersten Worte sagte. Ich für meinen Teil war erst einmal erleichtert, dass ich doch noch in der Lage war, grammatikalisch halbwegs korrekte englische Sätze zu bilden. Nachdem ich anfing zu reden, war ich absolut fokussiert und es hat sehr viel Spaß gemacht. (Auch wenn die Kollegen bzw. Kolleginnen vom Scheffel uns ziemlich in die Mangel nahmen.) Als die Debatte vorbei war, war Warten angesagt, bis die Judges uns das Ergebnis mitteilten.

Und als es dann soweit war, machten sie es spannend. SEHR spannend. Nachdem Kritikpunkte und Lob von den Judges verteilt worden waren, wurde uns das Resultat mitgeteilt: Wir hatten gewonnen! (Und noch 15% Akku!!) Wir alle haben uns sehr gefreut und die Debattierenden vom Scheffel waren wahre Sportsmänner (und -frauen) und haben sich auch ein bisschen für uns gefreut. Zumindest so viel, wie es in einem solchen Moment eben möglich ist. Bis wir uns dann aus dem Meeting ausgeloggt hatten, zeigte die Uhr schon 18:45 Uhr, das Tablet musste sich erst wieder erholen und mein Kopf schmerzte, doch es hatte sich gelohnt. Wir hatten zwei von zwei Debatten an diesem Tag gewonnen. Und nun danke ich Ihnen sehr für Ihr Interesse und bitte Sie, für uns die Daumen für Runde 3 und 4 am 28. Februar zu drücken.

Annika Walter