Ein Samstag für Casa Verde

Sozialprojekt der Klasse 8a aus der Sicht des Lehrers

Warum haben wir bloß unsere Aktion so dicht an das Ende des Schuljahres gelegt? Okay, es gab Gründe: Ein Verkaufsstand in der Marktstraße braucht warmes Wetter. Es gab immer wieder andere Dinge, die Vorrang hatten. Mir selbst ging es eine längere Zeit nicht so gut, so dass ich gerne alles, was nicht sofort erledigt werden musste, auf später verschob ...

Aber jetzt waren die Schüler durch eine Häufung von Klassenarbeiten und DVA am Ende ihrer Kräfte, ich selbst ziemlich fertig, und das Wetter sollte laut Prognosen ziemlich schlecht werden!

Am Vortag regnet es wie aus Kübeln. So ein Wetter morgen - die Katastrophe! Zweifel am Planungskonzept: Habe ich den Schülerinnen und Schülern zuviel zugemutet und sie über-fordert, als ich den einzelnen Gruppen gesagt habe, sie müssten für ihren Aufgabenbereich alles selbständig planen, mitbringen und durchführen? Ich weiß überhaupt nicht, ob alles er-ledigt ist, vor allem: Kriegen wir wirklich aus einem der umliegenden Geschäfte Strom?

Am Morgen ist der Himmel dunkel verhangen. Es sieht nach Regen aus. Gottseidank bin ich schon um halb sechs aufgewacht und habe noch Zeit, Planen, Regenschirme und einen GartenPavillon ins bereits bis oben hin bepackte Auto zu schieben. Dann den Anhänger ans Auto, den Kühlschrank draufgepackt und fest verzurrt. Das Hemd noch wechseln, ich bin schon wieder nassgeschwitzt, und das bekommt meinem lädierten Rücken nicht.

Lisa abholen. Sie hat sich mit Sarah um die Fruchtsaftcocktails gekümmert und muss das Ein-gekaufte auf den Sonneplatz bringen.

Pünktlich um 8 sind alle Helfer an der Schule. Bücherkisten und Spiele für den Flohmarkt aus dem Klassenzimmer und Biertische und -bänke auf den Anhänger ; zwei Eltern bieten Hilfe an, haben Planen und einen Pavillon für den Fall, dass es regnet, dabei. Meine Stimmung steigt: Es hängt nicht alles an mir, ich kann mich auf die SchülerInnen und auf die Eltern verlassen!

Am Sonnenplatz klappt der Aufbau, alle arbeiten gut mit. Um neun Uhr bekommen wir Strom und ermunternde Worte vom Inhaber des Juwliergeschäfts gleich neben unserem Stand. Die Wolken werden lichter ; vielleicht regnet es ja doch nicht gleich...

Sehr bald schon haben wir Kunden. Wir haben ein großes Angebot an Büchern, das reges Interesse findet. Trotz des relativ kühlen Wetters werden auch unsere Fruchtsaftcocktails verlangt. Der absolute Renner sind aber Kilians Matchbox-Autos ; wir haben den ganzen Tag lang Kinder vor unserem Stand, die sich nicht entschließen können, welches Auto sie kaufen wollen.

Die Leute interessieren sich auch für das Kinderheim Casa Verde. Ich führe viele Gespräche und höre anerkennende Worte zum Engagement meiner SchülerInnen. Und immer wieder kommen Ehemalige und Eltern vorbei ; ich bin fast pausenlos im Gespräch.

Als unsere Kuchen verkauft sind, kommen um die Mittagszeit die Waffelbäcker. Waffeln gehen gut, entgegen meinen Befürchtungen auch im Sommer. Ich bin beeindruckt, mit wieviel Charme und Verkaufstalent Theresa und Roxane ihre Waffeln, aber auch Elvira ihre Sushi-Bällchen (ihr ganz eigener Beitrag) an die Kunden bringen. Auch alle anderen, die verkaufen, beeindrucken mich durch ihre Höflichkeit und ihr Kommunikationstalent.

Ich kann mich meist entspannt im Hintergrund halten, die Kids geben ihr Bestes und brauchen mich gar nicht. Und es wird sogar warm und die Sonne zeigt sich.

Meine Stimmung steigt und steigert sich zur Begeisterung über die Talente meiner SchülerInnen. Dass ein paar wenige absolut nichts tun und nur herumhängen, trübt meine Freude über das Geschehen kaum. Andere haben gewaltigen Einsatz gebracht, einige, Einsatzplan hin oder her, den ganzen Tag am Stand ausgeharrt und hervorragend mitge-arbeitet.

Am Nachmittag bringt uns eine Mutter noch eine große Platte mit herzhaftem Gebäck. Es schmeckt köstlich ; leider ist unsere Aktion um drei Uhr zuende, und ich muss zusehen, dass zum Abbau noch genügend Leute vorhanden sind. Auch dieser klappt reibungslos, und in der Schule hilft mir Rebecca noch beim Ausladen.

Allein beim Aufräumen und Spülen in der Schule - immerhin noch bis 17.00 Uhr - ziehe ich Bilanz: Eine erfolgreiche Aktion nicht nur wegen des guten Verkaufs (zuhause errechne ich ? 340 Gewinn), sondern vor allem wegen des Engagements meiner Klasse, der guten Stimmung und des harmonischen Miteinanders in allen Phasen des Projekts. Und die Resonanz von außen (Eltern, Passanten, Kunden) war äußerst positiv. Ich selbst, trotz des Stresses am Schuljahresende, habe Bestätigung und Motivation bekommen, wieder eine ähnliche Aktion durchzuführen.


Heimfried Furrer