Ernst sein ist alles
Oscar Wilde
Diana Krippl
Patricia WalzSOUFFLEUSESarah RodienkeTONTECHNIK und KEYBOARDLukas RuschitzkaBELEUCHTUNGHans Faber
Mario Villavecchia
Moritz WurthMASKEIlona Keintzel
Antje LöglerREGIEAndrea Welz
Wir danken dem Friseursalon Mayer in Friesenheim für die Gestaltung der Frisuren und Mitarbeit bei der Maske.
Oscar Wilde (1854 - 1900), Sohn ebenso wohlhabender wie exzentrischer irischer Eltern, verwöhnt und hochbegabt, wurde in den Londoner Salons nicht nur wegen seiner erfolgreichen literarischen Werke, sondern auch wegen seiner markanten Persönlichkeit als prominentester Vertreter des Ästhetizismus, als Prophet des Schönheitskults, gefeiert.
Seine Karriere fand 1895 ein jähes Ende durch sein Coming out als Homosexueller, das ihn sogar für zwei Jahre ins Zuchthaus brachte.
Durch dieses Erlebnis gebrochen starb er wenige Jahre später im Alter von 46 Jahren.
Wilde ist ein Meister der scharfzüngigen Ironie, des brillanten Aphorismus.
Seine Theaterstücke sind eine höchst geistreiche Abrechnung mit gesellschaftlichen Konventionen und mit konventioneller Moral. Jedoch ist diese Abrechnung stets auch selbstironisch. Niemals gerät Wilde selber ins Moralisieren. Sein eigenes massives Leiden an der Unerbittlichkeit und Unmenschlichkeit dieser moralischen Konventionen lässt ihn später allerdings bitter werden.
Moralische Menschen, wie man sie nennt, sind einfach wilde Tiere. (...) Es ist die unnatürliche Tugend, welche die Welt für die Leidenden zu einer vorzeitigen Hölle macht."
The Importance of Being Earnest, 1895 in London mit großem Erfolg uraufgeführt, nennt Wilde "eine triviale Komödie für ernsthafte Leute".
Schon der Titel, im Deutschen mit "Ernst sein ist alles" wiedergegeben, ist ironisch:
"Ernst ", um den sich die Protagonisten ohne allzu große Ernsthaftigkeit bemühen, ist lediglich ein Name, den man sich nach Belieben zu- und den man auch wieder ablegen kann.
Die Personen des Stücks sind sympathische Selbstdarsteller/innen, die mit solcher Routine in ihre rasch wechselnden Rollen schlüpfen, dass sich ihnen die Frage nach ihrer wahren Identität allenfalls einmal höchst beiläufig stellt:
"I hate to seem inquisitive, but would you kindly inform me who I am?"
Was man so bei Wilde nicht findet
Dem Butler haben wir zusätzlich die Rolle des Showmasters gegeben, der die Personen nicht nur anmeldet, sondern anpreist und als "Superstars" feiert.
Auch Pressekonferenzen und Werbeunterbrechungen hat Wilde nicht vorgesehen - er hätte aber wohl auch nicht viel dagegen einzuwenden gehabt.
Lady Bracknell, die zu jeder Gelegenheit ihre rechtskonservativen Totschlagargumente zum besten gibt und lautstark die Freiheit ihrer Privilegien fordert, habe ich u.a. Auszüge aus einer Rede von Margaret Thatcher in den Mund gelegt - Phrasen, wie man sie durchaus auch im Munde zeitgenössisch agierender PolitikerInnen finden kann.
Viktorianische Kostüme wird man in unserer Inszenierung vermissen. Die Thematik - Form statt Inhalt, Selbstdarstellung statt Selbst, Stil statt Aufrichtigkeit - schien uns so aktuell, dass sie sich ohne gewaltsame Brüche in unsere Zeit verlegen lässt.
Wir spielen das Stück in der Übersetzung von Rainer Kohlmayer.
Andrea Welz