Jeder Mensch ist einmalig
Max-Planck-Schüler arbeiteten und lernten vier Jahre lang mit Gutenberg-Förderschülern
(lg) Kinder mit Lernbehinderungen werden oft als negative Randgruppe wahrgenommen und stigmatisiert. Ihre Behinderung wird von der Öffentlichkeit oft nicht als solche erkannt und anerkannt. Anders als offensichtlich" behinderte Mitmenschen, die mit körperlichen, geistigen oder sprachlichen Beeinträchtigungen leben müssen, erfahren sie kaum Mitgefühl oder Unterstützung. Dies hängt nicht zuletzt mit den schwierigen sozialen Verhältnissen zusammen, aus denen sie oft stammen.
Erfahrungen der Ablehnung durch andere in Kombination mit ihrer sozialen Herkunft führen daher oft zu Perspektivlosigkeit, fehlender Motivation sowie sogar zu gewalttätigen Reaktionen. Dies wiederum verstärkt ihr Desinteresse an der Schule und lässt ihre schulischen Leistungen weiter absinken.
Wie anders ist die Situation bei Gymnasiasten. Erschrocken, ja schockiert waren die ersten acht MPGler, die das Projekt unter Leitung von Sabine Steinhauser 2006 begannen. Die Probleme und Lerndefizite der Kinder auf der Gutenbergschule für lernbehinderte Schüler hatten sie sich zuvor nicht vorstellen konnten. Sie erkannten sofort, wie wichtig es ist, gerade diesen Kindern zu helfen.
Zunächst boten sie ein Mathematik- bzw. Rechentraining für acht Schülerinnen an, das einmal pro Woche stattfand. Trotz der Lernfortschritte ihrer Partnerinnen musste das Projekt nach drei Monaten aufgrund der zeitlichen Beanspruchung der Maxler eingestellt werden. Erst nachdem weitere Max-Planck-Schüler und erwachsene Ehrenamtliche sich engagierten konnte die Betreuung ganzjährig erfolgen und die Schülerzahl auf Seiten der Gutenbergschule auf zwanzig erhöht werden.
Schnell fassten die Gutenbergschüler Vertrauen zu den jugendlichen Betreuern und es entwickelte sich eine familiäre Atmosphäre zwischen den Jugendlichen. Zunächst wurde mit Spielen begonnen, bei denen es sehr ausgelassen zuging. So konnten die Betreuer die Charaktere der zu Betreuenden kennen lernen und ihr eigenes Verhalten danach ausrichten. Hauptziel war jedoch, die Defizite in den Bereichen Rechnen, Lesen und Allgemeinbildung zu verringern.
Die Gutenbergschüler konnten sich anhand eines Fragebogens ("Wo möchtest du dich verbessern?) ihre Lerngruppe selbst aussuchen. Jeden Freitag nach dem Mittagessen trafen sich alle im Stuhlkreis zu Begrüßung bevor es in die Lerngruppen ging. Zum Abschluss gab es wiederum ein gemeinsames Treffen.
Erfolge, wenngleich schwer messbar, stellten sich ein. Neben besseren schulischen Leistungen finden es einzelne Schülerinnen und Schüler heute leichter, sich in der Klassengemeinschaft zurechtzufinden, verwenden weniger Schimpfwörter oder haben sich sogar Vereinen oder Jugendgruppen angeschlossen, weil ihnen das Miteinander gefällt. Doch gab es auch immer wieder Rückschläge. Trotzdem ist ihre Situation nicht ausweglos.
Die Betreuer - ob jugendlich oder erwachsen - empfanden ihre eigenen Erfahrungen und persönlichen Begegnungen als sehr wertvoll und als Geschenk.
Aufgrund der Berufsausbildung seiner Leiterin endet das Projekt mit diesem Schuljahr. Die Teilnehmer auf Schülerseite waren: Luisa Beneke, Miriam Bühler, Vivien Bühler, Rebekka Jundt, Alisa Obert, Alexandra Teufel, Alicia Wilhelm, Janna Wilhelm, Jule Wilhelm, Jens Dahlinger, Moritz Edte, Markus Himmelsbach, Maximilian Kyre, Elias Steinhauser und David Wanner. Sie wurden von den erwachsenen Helfern Sabine Angerbauer, Martina Gänshirt und dem Pastor der Kirche am Flugplatz, Hans Jürgen Angerbauer, unterstützt.
In einer kleinen Feierstunde dankten die Schulleiterinnen des Max-Planck-Gymnasiums, Waltraud Oelmann, und der Gutenbergschule, Felicitas Siefert, allen Beteiligten mit einer Urkunde.
Bereits 2008 war das Projekt mit dem INA-Förderpreis ausgezeichnet worden.
Foto (Andreas Laug): Die fünfzehn Schülerinnen und Schüler des MPG mit Projektleiterin Sabine Steinhauser, Schulleiterin Waltraud Oelmann (MPG), Schulleiterin Felicitas Siefert (Gutenbergschule) und den ehrenamtlichen Helfern.Andreas Laug