Ein Mann für alle Fälle
Ekkehard Voigt spielt Schillers Wilhelm Tell allein vor über 100 Achtklässlern"
Egal ob PISA, G8 oder Internet: Schillers Drama Wilhelm Tell" ist aus dem gymnasialen Deutschunterricht nach wie vor nicht wegzudenken. Nicht jede achte Klasse aber hat wie die Achtklässler des Max-Planck-Gymnasiums die Gelegenheit, das Stück in der schuleigenen Aula zu sehen, gespielt und dadurch anschaulich gemacht von nur einem Schauspieler: Ekkehardt Voigt, der nach eigener Auskunft 11 Monate brauchte, das Freiheitsdrama zu kürzen und einzustudieren.
Er zog von der ersten Minute an seine jungen Zuschauer in den Bann, machte sie, wie die Bilder zeigen, immer wieder zu seinen Mitspielern, leistete mit ihnen zusammen den Rütli-Schwur, brachte sie dazu, die Perspektive des Schweizer Volks einzunehmen (ohne Aufforderung protestierten die Achtklässler lauthals, als Tell durch Gessler verhaftet wurde) und als er aus 10 Metern Entfernung mit einer Armbrust auf den Apfel zielte (und traf!), knisterte in der Aula tatsächlich die Spannung. Während der ganzen Vorstellung blätterte ein Großteil der Schüler in ihren eigenen, bereits mit Textmarkierungen übersäten Reclam-Ausgaben, um das Geschehen noch genauer verfolgen zu können und das Geschriebene mit der Handlung auf der Bühne, der Betonung und der Mimik verbunden zu sehen. So wurde nicht nur der Inhalt und, in der Nachbesprechung mit dem Schauspieler, die Bedeutung des Klassikers "Wilhelm Tell" verständlicher als durch die bloße Lektüre im Klassenzimmer - es wurde auch greifbar, dass ein Drama nun einmal für die Bühne geschrieben ist. Und ganz sicher - so der Eindruck der Deutschlehrer Jutta Engelhardt-Holzschuh, Michael Glock, Michaela Klosinski und Gabriele Leist - war das nicht der letzte Theaterbesuch für die begeisterteten Zuschauer.
Gabriele Leist