Gesamtbericht über den Chinaaustausch2009
Lahrer Gymnasiasten von China tief beeindruckt
Schülergruppe des MPG auf Austausch in Schanghai
(hl) Zwei volle Wochen verbrachten 19 Schülerinnen und vier Schüler des Max-Planck-Gymnasiums mit ihren begleitenden Lehrern Kirsten Haubner und Heinz Schlegel in China. Alle zusammen hatten sich viele Monate lang gründlich auf die Reise vorbereitet. Ein kleiner Sprachkurs in Chinesisch gehörte ebenso dazu wie die Beschäftigung mit der Geschichte und Kultur des Reiches der Mitte". Bei der Vorbereitung stellten sich viele Fragen: "Was erwartet uns in diesem großen Land mit seiner alten Kultur und seinen mindestens 1,3 Milliarden Menschen? Wie gelingt uns die Begegnung mit den Menschen, die sich einen Austausch mit uns wünschen?"
So wurde die erste Woche in der "CaoYang Highschool No 2" in Schanghai und zu Hause bei den chinesischen Familien zu einer intensiven Erfahrung. Anders als auf einer Pauschalreise gewannen die Teilnehmer einen direkten Einblick in den Alltag der Menschen. "Alle waren so herzlich zu uns", schwärmte eine Schülerin: "Die Gastfreundschaft, die wir erlebten, war unvergesslich."
Besonders beeindruckte die jungen Gäste die Disziplin und der ausgeprägte Leistungswille der chinesischen Schülerinnen und Schüler. Die meisten arbeiteten trotz des Besuches aus Deutschland bis 22 Uhr am Abend für die Schule. Auch am Wochenende ging es mit Wiederholung, Hausaufgaben oder Nachhilfe weiter. Einen Studienplatz erhalten hier nur die Besten. Eine "Leistungziffer" zeigt jederzeit an, wo man in diesem Kampf unter einer riesigen Anzahl junger Menschen gerade steht. Wohl nicht alle werden im zukünftigen, modernen China ihren gewünschten Platz finden.
Die erste Exkursion führte die Lahrer nach Huaxi, dem reichsten Dorf Chinas, und zur VW-Produktionsstätte in Schanghai. Wirtschaftliche Erfolge werden in China intensiv zur Schau gestellt und hingebungsvoll gefeiert.
Huaxi mit seinen 35000 Einwohnern, das neben ein wenig Landwirtschaft eine moderne weltweit agierende Industrie besitzt, ist wegen seiner Erfolge ein echter Touristenmagnet für ganz China geworden. Täglich bewundern eine große Zahl chinesischer Touristen den Ort. Für sie repräsentiert Huaxi den "Chinesischen Traum" von einer Zukunft in Wohlstand. Für die Deutschen verkörperte es die "Exotik der Moderne". Hier wurde den Reisenden aber auch klar, dass die Chinesen einen berechtigten Wunsch nach einem Leben in Wohlstand haben.
Die Einblicke in das Alltagsleben und die Gefühlswelt vieler Chinesen waren erstaunlich und lehrreich. Sowohl die Lehre des großen Philosophen Konfuzius als auch die der Kommunistischen Partei waren für die Schüler unmittelbar erkennbar. Ihnen wurde deutlich: China geht seinen eigenen Weg - modern und traditionsverbunden zugleich. Allerdings wurde auf Seiten der Lahrer Gruppe bei vielen Chinesen der Wille zur Diskussion vermisst.
Zu den vielen touristischen Attraktionen der ersten Woche gehörte das Meer von Hochhäusern in Schanghai. Dabei war eine nächtliche Schifffahrt auf dem Huangpufluss ein unvergessliches Erlebnis. Das Lichtermeer und die beeindruckende Silhouette der Wolkenkratzer rings um den berühmten Fernsehturm am "Bund" sind atemberaubend schön. Hier offenbart sich die außergewöhnliche wirtschaftliche Dynamik Chinas.
Der Abschied von den Gastfamilien in Schanghai nach einer viel zu kurzen Woche fiel allen schwer. Die menschlichen Begegnungen waren unkompliziert und überaus herzlich gewesen. Alle freuen sich nun auf den Gegenbesuch der Chinesen im nächsten Sommer.
In der zweiten Woche stand eine Rundreise in China auf dem Programm. Zu den Zielen gehörten neben "kleineren" Städten mit nur wenigen Millionen Einwohnern weitere Höhepunkte, die sämtlich als "Weltkulturerbe" ausgewiesen sind: die "Terracotta-Armee" bei Xian, die Stadt Xian selbst mit ihrer 14 km langen Stadtmauer, die Hauptstadt Peking und ein Abschnitt der "Großen Mauer".
China ist ein Land der Extreme: Neben großartigen Zeugnissen der uralten chinesischen Geschichte findet man schnell wachsende, seelenlose Megastädte, Smog, Stadtautobahnen mit bis zu 16 Spuren, Abbruch und Aufbau überall. Die Presslufthämmer dröhnen Tag und Nacht. Die sozialen Gegensätze sind deutlich sichtbar. China ist längst eine führende Macht der Erde und doch auch noch ein Entwicklungsland.
Viel deutlicher als in Europa spürten die Teilnehmer hier die Dynamik der Globalisierung.
Am Donnerstag, den 10. Dezember um 19.30 Uhr werden Schüler und Lehrer in einem Diavortrag in der Aula des Max-Planck-Gymnasiums von ihren Eindrücken und Erlebnissen in China berichten. Interessenten sind hierzu herzlich eingeladen.
Heinz Schlegel
Foto1: China ist offener geworden: Gerne ließen sich diese Sicherheitskräfte mit den MPG-Schülerinnen fotografieren.
Foto2: Das "alte" China: ein Dorf am Kaiserkanal."