Slam-Poetry Workshop der Deutsch-Leistungskurse

Reiselyrik mal anders

Lyrik mag bei vielen Schülern sicher nicht die beliebteste Gattung des Deutschunterrichts sein. Selbst in den Leistungskursen sind Vorbehalte gegen die Poesie und hohe Dichtkunst leider durchaus verbreitet. Umso erfreulicher war daher die positive Resonanz der Schüler auf den sehr interessanten Einstieg in das Thema Reiselyrik: Ein Workshop mit dem Slam-Poetry-Künstler Phillip Herold.

Unter der literarischen und künstlerischen Kategorie des Poetry Slams versteht man im Allgemeinen eine Veranstaltung, bei der unterschiedliche Künstler selbstgeschriebene Texte auf unterhaltsame Weise vortragen und unter Bewertung des Publikums gegeneinander kompetieren. Hierbei gibt es auch ein Regelwerk, welches zum Beispiel ein Zeitlimit oder das Verbot und Requisiten regelt, dieses entscheidet sich allerdings von Land zu Land. Die in diesem Rahmen vorgetragen Texte sind sehr häufig von zahlreichen rhetorischen Mitteln gespickt, womit wir wieder bei unserem lyrischen Bildungsfeld und somit auch bei dem von Herrn Hellberg organisierten Workshop angekommen wären.

Da der Workshop Ende Januar beziehungsweise Anfang Februar stattfand, war er - wie so viele außer- und innerschulische Aktivitäten - von den starken Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen. Aufgrund dessen konnte er leider nicht im Präsenzunterricht stattfinden, sondern fand im Homeschooling in Form einer Videokonferenz statt.

Der Workshop selbst gestaltete sich über insgesamt eine Woche und zwei "Sessions" und baute sehr stark auf den Dialog zwischen Phillip Herold und den Schülern der beiden Deutschkurse auf. Nachdem der Berliner Künstler von Herrn Hellberg vorgestellt wurde und ebenfalls ein paar Worte über seine Vita verloren hatte, begann der Workshop mit einer Einführung der Schüler in das Themenfeld des Poetry Slams und wurde mit einer Geschichtslektion zur Slam-Poetry weitergeführt.

Da der Fokus für die Leistungskurse im Themenfeld Lyrik auf der Reiselyrik liegt, nahm uns der junge Künstler nach der kurzen Einführung in einem eigenen Slam-Text mit ins „Land, in dem der Pfeffer wächst" und somit direkt in unser Thema. Diesen Text trug Phillip Herold im typischen Stile eines Poetry-Slams vor, sprich mit viel Akzentuierung und sehr ausdrucksstarker Gestik und Mimik. Spätestens ab dieser von virtuellem „Sternchen-Applaus" gefolgten Performance hatte der Moderator die volle Aufmerksamkeit der Schüler.

Nach dem gemeinsamen Analysieren zweier weiterer Slam-Auftritte von Kollegen Herolds bekamen die Schüler selbst Schreibaufträge, unter anderem das Verfassen eines Haiku-Gedichtes oder das Schreiben einer verwirrten Postkarte. Der erste Teil des Workshops endete mit einem letzten Schreibauftrag von Herold an die Schüler: Das Verfassen eines eigenen Reiselyrik-Textes.

Im zweiten Teil des Workshops, eine Woche nach „Session 1", präsentierten die Schüler sich gegenseitig die selbstverfassten Texte mit sehr positiver Resonanz seitens der beiden Lehrkräfte und dem professionellen Wortkünstler. Nach sehr vielen Runden pantomimischen Applauses, hatten die Schüler und Lehrer auch noch Raum, um Phillip Herold Fragen zu seiner Berufung und künstlerischen Leidenschaft zu stellen. Ein Angebot, welches von vielen Schülern angenommen wurde und so zu einer angenehmen Gesprächsatmosphäre am Ende des Workshops führte.

Insgesamt kann man den Workshop in seiner Rolle als Einführung in das Thema Reiselyrik nur als vollen Erfolg werten, da der moderne Anstrich der Lyrik, welcher im erstmals im Jahr 1986 ins Leben gerufenen Poetry-Slam im Vordergrund steht, nicht nur einen guten Ausblick auf das Thema ermöglicht hat, sondern auch in vielen Schülern die Lust zu Schreiben geweckt hat und ganz nebenbei, sicherlich auch aufgrund des sehr sympathischen Moderators Phillip Herold, gezeigt hat, wie modern und zukunftsgerichtet auch die alte Disziplin der Lyrik eigentlich sein kann.

Mareike Anders und Ben Schüssele (beide Klasse 11)