Virtuelle Exkursion nach Kippenheim

Was genau machte das Landjudentum vor dem Zweiten Weltkrieg aus und was ist darunter zu verstehen? Und wie ist eine Synagoge aufgebaut? Antworten auf diese Fragen erhielten wir, die Klassen 10b und 10c, von Jürgen Stude, dem Vorsitzenden des Fördervereins der Ehemaligen Synagoge Kippenheim, in einer etwas anderen Geschichtsstunde. Er bot uns am 10. Februar 2021 die Gelegenheit, in einer von unserem Geschichtslehrer Herrn Hellberg organisierten virtuellen Exkursion mehr über die Juden hier in der Gegend, deren Vertreibung und Vernichtung während der Zeit des Nationalsozialismus und über die Synagoge in Kippenheim herauszufinden. In einer eineinhalb stündigen digitalen Führung zum jüdischen Leben in Kippenheim inklusive Fragen erfuhren wir unter anderem, dass Juden lange Zeit nicht in Städten, sondern nur auf dem Land in Dörfern leben durften, dies war dann das sogenannte Landjudentum. Auch sehr interessant war der Teil des Vortrags über die frühere Aufteilung Kippenheims und wie aus einer Synagoge in einer ehemaligen Scheune sich eine Synagoge aus Stein entwickelte und zum steingewordenen Ausdruck eines auch öffentlich sichtbaren Judentums in Kippenheim wurde. In der zerstörten vorwiegend Mitglieder der Hitlerjugend  während der sogenannten Reichspogromnach nahezu die gesamte Inneneinrichtung, mittlerweile wurde diese jedoch wieder restauriert und das Gebäude dient nun als Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort. In der ehemaligen Synagoge finden auch regelmäßig Veranstaltungen und Führungen statt. Seit vielen Schuljahren gibt es beispielsweise auch eine intensive Kooperation der Theater-AG am Max mit der ehemaligen Synagoge.

In seinem Vortrag ging Herr Stude auch auf die Vertreibung, die Deportation und die Zerstörung jüdischer Kulturgüter, wie das Herunterwerfen der Gebotstafeln vom Dach der Synagoge während des Nationalsozialismus ein. Er erzählte ebenso von Kurt Maier, der als Kind die Deportation der Juden aus Kippenheim ins südfranzösische Internierungslager Gurs (Camp des Gurs) überlebt hat, in die USA fliehen konnte und nun als Zeitzeuge fast jedes Jahr nach Kippenheim zurückkommt, um Fragen zu beantworten und Schulklassen seine Lebensgeschichte zu schildern. In der Präsentation erfuhren wir neue und sehr interessante Details zur jüdischen Regionalgeschichte in der Ortenau, die man so selten im Geschichtsunterricht erzählt bekommt.

All das war sehr interessant zu erfahren und hat uns einige neue Informationen über eine Zeit geliefert, in der es zur Staatsräson gehörte, bestimmte Bevölkerungsgruppe beispielsweise aufgrund ihrer Religion, Ethnizität oder sexueller Gesinnung zu diskriminieren, zu berauben, zu foltern und zu ermorden. Sich zu erinnern, ist essentiell dafür, dass solche Schicksale keinem Menschen mehr widerfahren müssen. Deshalb gebührt Herrn Stude großer Dank dafür, uns weiter zu informieren und somit die Erinnerung aufrecht zu halten.

Felicitas Fuchsenthaler (Klasse 10c)