Das Oberstufentheater zeigt
<p>Das Oberstufentheater zeigt am 18. und 19.11. das Stück Hexenjagd" von Arthur Miller. Beginn ist jeweils um 19 Uhr in der Aula. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten.</p><p>Zum Inhalt des Stückes:</p>
Die dramatischen Ereignisse, die Arthur Miller in seinem Stück darstellt, beruhen weitestgehend auf historischen Tatsachen. Im Jahr 1692 fand in Salem, einem kleinen Ort in Massachusetts an der Ostküste Amerikas, eine Hexenjagd statt, in der über 30 Personen angeklagt, verurteilt und hingerichtet wurden.
Die Einwohner von Salem waren Puritaner ; ihr Glaubensverständnis war fundamentalistisch: Die Bibel wurde als Handlungsanweisung wörtlich genommen. Ihr Glaubensbekenntnis verbot alles, was auch nur dem Theater ähnlich war, und auch sonst jedes "eitle Vergnügen". [...] Ihre Vorfahren waren in England verfolgt worden, deshalb hielten sie und ihre Kirche es für notwendig, jeglicher anderen Religionsgemeinschaft keinerlei Freiheiten zuzugestehen, damit ihr Neues Jerusalem nicht durch falsche Lehren und Irrwege beschmutzt und korrumpiert würde. Kurz gesagt, sie glaubten in ihren festen Händen die Kerze zu halten, deren Licht die Welt erleuchten werde." So beschreibt der Autor seine Protagonisten. Miller stellt jedoch gleichzeitig seine eigenen Erfahrungen im Amerika der 60er Jahre dar. Als linker Intellektueller hatte er unter der Atmosphäre des Kalten Krieges zu leiden, in der alles und jeder, der mit dem Kommunismus in Verbindung gebracht wurde, Gegenstand von Argwohn und Verfolgung war. Besonders unter der Verwaltung des Senators McCarthy wurden auf bloße Verdächtigungen hin Existenzen zerstört.
Eben diese Atmosphäre der Bespitzelung und Denunziation beschwört Miller in seinem Stück herauf. Dessen zeitlose Aktualität besteht darin, dass der Teufel und der Verdacht, mit ihm im Bunde zu stehen, eine Variable darstellen, die jederzeit anderweitig besetzt werden kann: Es kann Kommunisten treffen, Muslime, Geflüchtete, Oppositionelle oder kritische Journalisten. Jederzeit können missliebige Gruppen unter Terrorverdacht geraten, einer Verschwörungstheorie zum Opfer fallen, wie sie der Inquisitor Hale im Stück folgendermaßen zum Ausdruck bringt: "Eine geheimnisvolle Verschwörung ist im Gange, so fein gesponnen, dass es kriminell wäre, sich an altem Respekt und langjährigen Freundschaften festzuhalten. Der Teufel ist in Salem, und wir dürfen uns nicht scheuen jedem Fingerzeig zu folgen.
Die Überlegungen Millers, wie und weswegen eine solche Hysterie entsteht, liest sich ebenfalls sehr aktuell: "In ihren Augen war die Zeit aus den Fugen geraten, und dem einfachen Mann erschienen die Probleme genauso kompliziert und unlösbar wie heute. Es ist nicht schwer zu begreifen, wie leicht viele von ihnen zu dem Glauben verführt werden konnten, dass die Zeit der Verwirrung durch unheimliche und finstere Mächte verursacht worden war. Die Hexenjagd war ein perverser Ausdruck der Panik, die quer durch alle Klassen ging, als sich das Gleichgewicht hin zu größerer individueller Freiheit zu verschieben begann.
Solche Sätze passen auch auf den Wahlsieg Donald Trumps sowie die momentane Situation in Deutschland und anderen europäischen Ländern, in denen Rechtspopulismus, Rassismus und feindliche Haltungen gegen Minderheiten bis in die Mitte der Gesellschaft vordringen. Auf die drängende Frage, was dagegen zu tun ist, gibt auch Miller keine Antwort. Aber sehr deutlich ist, welchen seiner Protagonisten seine Sympathien gehören: denen nämlich, die ihrer Vernunft vertrauen, sich von der Hysterie nicht anstecken lassen, keinen Pakt mit den Fanatikern eingehen, sondern dem Hass und der Hetze entschieden entgegentreten.
Andrea Welz