„Es wurde fotografiert und gegafft!“
Die Ludwigshafener Fotoserie zur Deportation der Jüdinnen und Juden aus der Vorderpfalz nach Gurs
Vortrag und Buchvorstellung mit Dr. Marco Brenneisen (Mannheim) am 18.03.2025, 19:00 Uhr, in der Ehemaligen Synagoge Kippenheim
Am 22./23. Oktober 1940 deportierte die Gestapo mehr als 6.500 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Baden, der Pfalz und dem Saarland nach Südfrankreich, wo sie im Camp de Gurs interniert wurden.
Die 824 Pfälzer Jüdinnen und Juden wurden zu Sammelstellen in Kaiserslautern, Landau und Ludwigshafen gebracht, ehe sie an nahegelegenen Bahnhöfen die Züge besteigen mussten.
Eine Fotoserie dokumentiert die Ereignisse dieses Tags im Hof der Ludwigshafener Maxschule, der Sammelstelle für 420 Jüdinnen und Juden aus der Vorderpfalz. Mit 21 Aufnahmen gehört die Bildserie zu den umfangreichsten fotografischen Zeugnissen einer Deportation aus dem Deutschen Reich. Dr. Marco Brenneisen analysiert in seinem Vortrag diese besondere Bildquelle der nationalsozialistischen Judenverfolgung und präsentiert neue Forschungsergebnisse hinsichtlich der auf den Aufnahmen zu sehenden Täter, Opfer, Zuschauer:innen und Geschehnisse. Er rekonstruiert den Ablauf des Tages anhand der Fotos und wirft zudem einen Blick auf die Entstehung und Überlieferung der Bildserie.
Die neuen Forschungsergebnisse erscheinen im Februar 2025 in einem Sammelband:
Stiftung Topographie des Terrors/MARCHIVUM/Stadtarchiv Ludwigshafen (Hrsg.): Die Tat im Bild. Die Deportation von Jüdinnen und Juden aus der Pfalz nach Gurs. Fotografien aus Ludwigshafen vom 22. Oktober 1940, Berlin 2025: Metropol.
Zum Referenten
Dr. Marco Brenneisen ist Zeithistoriker und Dipl.-Sozialwissenschaftler. Im Mannheimer MARCHIVUM (Stadtarchiv) arbeitet er im Bereich Ausstellungen & NS-Dokumentation und ist wissenschaftlicher Leiter der KZ-Gedenkstätte Sandhofen. Forschungsschwerpunkte: Nationalsozialistische Konzentrationslager und KZ-Außenlager, KZ-Komplex Natzweiler, Judenverfolgung & Shoah, NS-Zwangsarbeit, Geschichts- und Erinnerungspolitik, NS-Aufarbeitung, Gedenk- und Erinnerungskulturen. Ehrenamtlich ist er u.a. 1. Vorsitzender des Verbunds der Gedenkstätten im ehemaligen KZ-Komplex Natzweiler e.V. (VGKN).
Der Eintritt zum Vortrag ist frei. Spenden sind willkommen.