Krönender Abschluss des Wahlfachs „Literatur und Theater"
Das Wahlfach „Literatur und Theater" schließt nach zwei Jahren mit einer Werkstattaufführung ab. Die Lernenden der diesjährigen Klassenstufe 12 widmeten sich in ihrer Werkstattaufführung der Stadt Berlin. Eine Rezension von Lena Milsch aus dem LTh-Kurs 11 (Scheffel-Gymnasium).
„Will keiner von Ihnen den anderen sehen? Will keiner vom anderen hören?“ äußert Saule in der Rolle als Lou verzweifelt in der neunten Szene der Werkstattaufführung des Literatur und Theater Kurses der zwölften Klasse. Das Stück mit dem Titel "Berlin" wurde am 13.06.2023 um 17 Uhr in der Aula des Max-Plank-Gymnasiums in Lahr aufgeführt. Das Theaterstück, wie der Titel bereits vermuten lässt, präsentiert die Erlebnisse einer Exkursion nach Berlin, die der Literatur und Theater Kurs zu Beginn des Schuljahres unternommen hat. Die Schülerinnen und Schüler haben auf geschickte Weise diese Erfahrungen in das Stück eingearbeitet und mit weiteren Informationen und Ideen über Berlin angereichert und unterstützt. Dabei haben die Schülerinnen und Schüler das gesamte Stück eigenständig und ohne zusätzliche Unterstützung ihrer Lehrerinnen Antje Gissler und Aïsha Hellberg entwickelt. Einzelne Szenen wurden auch von den mündlichen Prüfungen von ein paar SchülerInnen übernommen, wie zum Beispiel die Szene, von der das Zitat am Anfang stammt. Sie entwarfen das ganze Skript, spielten die verschiedenen Rollen selbst und haben selbst Regie geführt. Mit ihrem Auftritt konnten sie das Publikum, bestehend aus etwa 30 Zuschauern, begeistern. Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler waren: Jette (Rollen: Dönermann, Stimme aus dem Hintergrund, Frieda), Alex (Rollen: Statist, Tourist, Nico), Maria (Rolle: Tourist), Leif (Rollen: Teleshoppingverkäufer; betrunkener Tourist), Felix (Rollen: Statist, Ex, Nico), Isolde (Rollen: Brecht, Partnerin, Drogendealer, Klaudia), Fabienne (Rollen: Guide, Statist, Jenny), Saule (Rollen: Statist, Person mit Kopfhörern, Lou), Felix (Max; Rolle: Tourist), Salome (Rollen: Guide, Siegessäule, Statist, Peter), Hanna (Rolle: Klaus), Arion (Rollen: Ampelmännchen, Drogendealer, Statist), Felicitas (Rolle: Tourist), Maxim (Rolle: Tourist) und Andreas (Rolle: Tourist). Für die Technik und Beleuchtung wurde Mika, ein Schüler der elften Klasse, verantwortlich gemacht.
Die Inszenierung beginnt, indem eine Gruppe von Reisenden, die gerade in Berlin angekommen ist, auf zwei weitere Menschen aufmerksam wird, die aufgrund einer Zugstörung fehlen. Sie warten auf eine geführte Besichtigungstour, die in Kürze beginnt und ihnen eine informative Darbietung über die Vergangenheit der Berliner Mauer bietet. Zwischendurch werden immer wieder Rückblicke eingeflochten, die das historische Geschehen veranschaulichen. Im nächsten Akt begeben sich die Reisenden in ein Museum, wo sie Fotografien (wie sie in den Flyern für das Publikum zu sehen sind) und drei Statuen bestaunen. Währenddessen erwachen die Statuen zum Leben, während alle anderen Schauspieler auf der Bühne in einer statischen Pose verharren. Die zum Leben erweckten Statuen machen ihrem Unmut über die Umweltverschmutzung durch die TouristInnen Luft und geraten in einen hitzigen Streit. In der dritten Szene gehen die TouristInnen auf Einkaufstour und kaufen in einem übertriebenen Ausmaß diverse Artikel ein, wobei es zu teils heftigen Auseinandersetzungen mit anderen Kunden kommt. Daraufhin trifft eine der Touristinnen in der anschließenden Szene auf einen Einwohner Berlins, der eine schwere Beziehungskrise durchlebt und sich von seinem Partner getrennt hat. Dabei wird die nächste Beziehung dieses Berliners in einer pantomimischen Darstellung von Anfang, also deren erstes Treffen, bis Ende, welches die Trennung darstellen soll, lebendig dargestellt. Gerade diese Darstellung hat die Emotionen der Zuschauer berührt und regelrecht Tränen in ihren Augen erzeugt In Szene 5 werden verschiedene Aspekte Berlins, sowohl positive als auch negative, durch den Wechsel der Perspektiven zwischen zwei unterschiedlichen Besuchergruppen verdeutlicht, die von den TouristInnen gebildet werden. Am Ende der Szene vereinen sich die Gruppen erneut, um die zuvor fehlenden zwei Personen abzuholen, die mittlerweile in Berlin angekommen sind. In der folgenden Szene begeben sich alle zusammen auf die Suche nach einer Mahlzeit, indem sie verschiedene Dönerläden besuchen. Dabei ereignet sich ein Missgeschick, bei dem einem der Darsteller unter anderem ein Döner herunterfällt. Daraufhin entscheiden sie sich zum Kaufland zu gehen, welcher überall in Deutschland ist und somit ein Kontrast zu dem typischen Berliner Essen darstellt. In Szene 7 steht eine überforderte Person im Vordergrund der Bühne, die Kopfhörer trägt und von der umgebenden Hektik und Lautstärke überwältigt wird. Die anderen Darsteller verkörpern dabei verschiedene Berliner Bürger, die um sie herumlaufen. Die nächste Szene handelt von einer Person, die jeden Tag dieselben monotonen Handlungen wiederholt und keine Abwechslung erfährt. Ihr Tagesablauf wird aus dem Off laut verkündet und immer schneller wiederholt, wobei weitere Stimmen hinzukommen. Am Ende der Szene werden alle verschiedenen Stimmen durcheinander aus dem Off zitiert, während im Hintergrund Passanten über die Bühne laufen. In der darauffolgenden Szene werden zum Anfang U– Bahn Fahrer gezeigt, welche Sätze, wie der den ich zu Beginn erwähnt habe, durcheinander gesagt, bis es immer lauter wurde und es schließlich dazu kam, dass es ruhig wurde. Anschließend befindet sich eine Einwohnerin Berlins in der U-Bahn und versucht verzweifelt, die Aufmerksamkeit ihrer MitfahrerInnen zu erlangen. Anfangs ist sie voller Überzeugung von Berlin, aber mit der Zeit und angesichts der fehlenden Reaktionen und des mangelnden Interesses ihrer Mitmenschen wird sie panischer und schreit regelrecht. Schließlich gelingt es ihr doch noch, die Aufmerksamkeit eines ihrer MitfahrerInnen zu erlangen, welches das Ende der Szene darstellt. In der vorletzten Szene stehen alle Darsteller gemeinsam auf der Bühne und äußern verschiedene Sätze, begleitet von passenden Bewegungen. Dabei entsteht ein vielschichtiger Dialog, der die Vielfalt und Individualität der Charaktere widerspiegelt. Das Stück erreicht schließlich seinen Höhepunkt in der letzten Szene, in der die TouristInnen bereit sind, mit ihrem Gepäck auf den Zug zu warten. Doch das Stück endet mit einem Schockmoment, als einer von ihnen den Satz "Verdammt, unser Zug fällt aus!" ausspricht.
Das Stück wurde durch die Vielfalt seiner Szenen und Charaktere, die verschiedenen Perspektiven auf Berlin und die geschickte Nutzung von pantomimischer Darstellung und theatralischer Ausdruckskraft bereichert. Es ermöglichte den ZuschauerInnen, die Stadt Berlin auf unterschiedliche Weise zu erleben, sowohl in historischem Kontext als auch durch zeitgenössische Alltagsszenen. Die Szenerien boten eine Mischung aus Komik, Emotionalität und kritischer Betrachtung gesellschaftlicher Themen wie Umweltverschmutzung, Beziehungen und der Suche nach Individualität in einer hektischen Welt. Insgesamt war das Stück eine ansprechende und unterhaltsame Inszenierung, die das Publikum eindeutig beeindruckte und auch, obwohl nicht viel da waren, einigen Applaus abgesahnt hat. Die Szenerien boten eine Mischung aus Komik, Emotionalität und kritischer Betrachtung gesellschaftlicher Themen wie Umweltverschmutzung, Beziehungen und der Suche nach Individualität in einer hektischen Welt. Insgesamt war das Stück eine ansprechende und unterhaltsame Inszenierung, die das Publikum eindeutig beeindruckte und auch, obwohl nicht viel da waren, einigen Applaus abgesahnt hat. Die Reaktion der Lehrerinnen war auch positiv, wodurch die SchülerInnen auch schon auf der Bühne ein großes Lob von ihnen bekommen haben und im Anschluss sogar die Note von 15 Punkten erlangt haben. Dadurch dass es mehrere Szenen gab, die vielleicht nicht wirklich viel im Zusammenhang mit den anderen stand, könnte man meinen, dass es nicht flüssig genug war, doch die SchülerInnen haben es hinbekommen, die Übergänge faszinierend zu wechseln. Am Ende ergab dies dann ein Wechselspiel zwischen Vergangenheit, Gegenwart, Gefühle und Eindrücke, welche den Zuschauern nähe gebracht haben, wie es ist nach Berlin zu gehen bzw. wie es sich anfühlt. Man merkte, dass die SchülerInnen sich schon länger kannten, dadurch das sie sehr gut miteinander harmonierten und auf der Bühne fast wie Eines wirkten. Auch die Kostüme haben überzeugt, indem sie bestimmte Charaktere mit einzigartigen Merkmalen geschmückt haben, wie zum Beispiel ein auffälliges Hemd für eine „nervige Person“. Auch gab es Szenen, bei denen man Einheit brauchte, was sie geschickt mit ähnlich schwarzen Klamotten gelöst haben. Die SchauspielerInnen erzeugten durch die Natürlichkeit des Spielens, eine fast realistische Atmosphäre, wodurch man sich den Charakteren noch mehr verbunden gefühlt hat. Um die Stimmung der Szenen zu verstärken, haben sie geschickt Musik an den richtigen Stellen eingesetzt, was durch die reibungslose Technik wunderbar funktioniert hat. Gleichzeitig wurde auch mit Licht gespielt, in dem es zum Beispiel in einer Szene eine Lichterkette vor der Bühne gab, was diese realistische aber zu gleich zauberhafte Atmosphäre verstärkte. Die Bühne war nie zu sehr vollgestellt, wodurch man sich immer auf die einzelnen Elemente sehr gut konzentrieren konnte.
Insgesamt war das Stück eine beeindruckende Inszenierung, die die Vielfalt und die verschiedenen Facetten der Stadt Berlin gekonnt präsentierte. Die Schülerinnen und Schüler haben es geschafft, die Zuschauerinnen und Zuschauer mit ihrer pantomimischen Darstellung und theatralischen Ausdruckskraft zu fesseln. Durch die unterschiedlichen Szenen und Charaktere konnte das Publikum Berlin auf vielfältige Weise erleben, sei es im historischen Kontext oder in zeitgenössischen Alltagsszenen. Es zeigte gut, wie man in der heutigen Zeit sich schnell alleine fühlen kann, auch wenn man umzingelt ist von Menschen. Sie haben das ganze Stück einen sehr leichten und humorvollen Touch gegeben, doch gleichzeitig nie die Ernsthaftigkeit und Kritik der Gesellschaft ausgelassen.
Lena Milsch aus dem LTh-Kurs 11 (Scheffel-Gymnasium).