Nachhaltige Stadtentwicklung - auch in Lahr?!

Unter diesem Titel gab es am 11.12. konkrete Einblicke in die Arbeit von Stadtplanern. Stefan Löhr, Leiter des Stadtplanungsamtes der Stadt Lahr, war zum wiederholten Male der Einladung gefolgt, den Geographiekursen der JS2 direkt aus der Praxis zu berichten. "Keine Stadt ist nachhaltig", so der Fachmann. Auch die typischen Lehrbuchbeispiele wie Kopenhagen oder Wien seien nicht in allen Bereichen durchweg nachhaltig. Löhr legte anhand von Kriterien des Umweltbundesamtes dar, wie in Lahr der Weg in Richtung mehr Nachhaltigkeit beschritten wird. Dabei wurden oft Beispiele erwähnt, die den Schülern aus der täglichen Begegnung bekannt waren, was eine gespannte Zuhöreratmosphäre schuf. So erfuhren die Zuhörer, dass das Ziel, Lahr nachhaltiger zu gestalten, viel Zeit und Geld erfordere, aber auch an weitere Voraussetzungen geknüpft sei.

Immer wieder wurde deutlich, dass Stadtplanung einen multiperspektivischen Ansatz erfordert, es ganz oft eine Abwägung verschieden gelagerter Interessen sei, was letztlich als Maßnahme vor Ort umgesetzt wird. Transparenz und Bürgerbeteiligung sind dabei immer wichtiger geworden. Löhr stellte Besonderheiten und Herausforderungen der Stadtplanung in Lahr heraus und zog auch immer wieder Vergleiche zu anderen Städten. Dass Nachhaltigkeit in der Öffentlichkeit sehr oft mit Ökologie gleichgesetzt werde, sei gerade in der Stadtplanung eine viel zu starke Einschränkung. So machte der Fachmann beispielsweise deutlich, inwiefern soziale Nachhaltigkeit durch Schaffung öffentlicher Plätze erreicht werden könne: selbige erlauben Verweilen und Begegnung, ohne einen Konsumzwang - es letztlich vor allem Bevölkerungsschichten zugute kommt, die sich das sonst nicht leisten könnten. Im Zuge der Gentrifizierung werde zwar oft positiv wahrgenommen, dass sich das Erscheinungsbild von Städten oder Quartieren positiv verändert habe, es aber sehr oft damit einhergehend zu Verdrängungseffekten bestimmter Bevölkerungsgruppen komme.

Immer wieder gab es Zwischenfragen und es wurde über den ein oder anderen Punkt kontrovers diskutiert. So zum Beispiel über die jüngste Einführung von Tempo 30 auf der B415 ins Schuttertal oder über einen möglichen Surfpark. Auch eine solcher könne ja ganz unterschiedlich platziert bzw. gestaltet werden und somit auch ganz verschiedene Aspekte von Nachhaltigkeit erfüllen, oder eben nicht. Der Geo-LK und die beiden Basiskurse (Wieske-Haag und Geier) erlebten somit das Thema Stadtplanung hautnah als ideale Ergänzung zur Unterrichtseinheit anhand des Buches. Dass sich mit dem Beruf des Stadtplaners auch ein interessantes und anspruchsvolles Berufsfeld eröffnet, wurde manchen Schülern dann auch im Laufe des Vortrages bewusst. Wer weiß, wer von den Abiturienten seine Zukunft einmal in der Stadtplanung sucht?

Martin Geier