3. Ingenieurtag am MPG

<p><strong>Ingenieure brauchen Kreativität und Sozialkompetenz"</strong></p><p><strong>MPG-Schüler informieren sich über Ingenieursberufe</strong></p><p>Bereits zum dritten Mal führte das Max-Planck-Gymnasium in Kooperation mit der Firma Herrenknecht AG, Bilfinger & Berger SE, der Schaeffler AG, der Firma hansgrohe SE, der Debeka Krankenversicherung, der Hochschule Offenburg sowie des Karlsruher Institutes für Technologie (KIT) einen "Ingenieurtag" für die Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 1 (Klasse 11) durch. Das Ziel: Junge Leute für diese vielfältigen und zukunftsträchtigen Berufe zu begeistern. So tauschten 86 Schülerinnen und Schüler für einen Tag ihre Lehrer mit Praktikern aus der Welt von Naturwissenschaft und Technik.</p>

Neu bei dieser Auflage war die Auftaktveranstaltung von COACHING4FUTURE dem Bildungsnetzwerk Baden-Württemberg, das im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung über Zukunftschancen und Berufe im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich nicht nur informiert, sondern die Jugendlichen auf ihrem Weg begleitet. Nach der Begrüßung durch Schulleiterin Waltraud Oelmann stellten Sandra Höppner und Cathrin Brinkmann auf anschauliche und jugendgerechte Weise die Vielfalt der Möglichkeiten der Berufe im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) vor. Darüber hinaus wagten sie schon den ein oder anderen Ausblick in unsere Zukunft. So zeigten sie Entwicklungen aus der Bionik wie einen Roboter, der dem Rüssel eines Elefanten nachempfunden ist und ebenso filigran wie kraftvoll zugreifen kann.

Nach diesem Auftakt konnten die Schülerinnen und Schüler in zwei Durchgängen zwischen verschiede-nen halbstündigen Vorträgen wählen und mit den Referentinnen und Referenten ins Gespräch kommen.

Zwei Fachleute kamen von der Firma Herrenknecht. Dr. Marc Peters sprach über die Rolle des Maschi-nen- und Anlagenbaus für die Energiegewinnung. Am Beispiel der Bohrung der Fundamente der Offshore-Windanlagen verdeutlichte er die anspruchsvollen Aufgaben der beteiligten Ingenieure. Fredéric Seng schilderte die Schwierigkeiten und Risiken bei der Bohrung nach möglichen Erdöl- und Erdgas-vorkommen. Diese Probleme lösen Ingenieure und versuchen dabei immer, die Kosten zu senken", brachte er seine Arbeit auf den Punkt.

Von der Firma Schaeffler kam Frank Walter, der einen Turbolader vorstellte, der gerade von seinem Team entwickelt wird.

Stefanie Elster von Bilfinger und Berger verwies auf die ungeahnte Vielfalt, die sich hinter dem spröden Begriff "Bauingenieurwesen" verbarg. Wie Indiana Jones sei sie sich zum Beispiel vorgekommen als sie im Rahmen einer Studienarbeit in Syrien auf der archäologischen Ausgrabungsstätte Quatna mitarbeitete. Elsters Aufgabe in der bronzezeitlichen Stadt war es, die in den Kalkstein eingelassene und 2003 geöffnete Königsgruft zu untersuchen. Sie drohte aufgrund des Befalls von Mikroorganismen und Pilzen in sich zusammenfallen. Unter anstrengenden und bisweilen abenteuerlichen Arbeitsbedingungen gelang es ihr schließlich, ein Sanierungskonzept zu erarbeiten.

Markus Singler, Wirtschaftsingenieur bei der Firma hansgrohe freute sich über das Interesse für seinen Vortrag bei den weiblichen Schülern. Das Studium des Wirtschaftsingenieurwesens - "Technik und Zahlen" - sei keine Männerdomäne. An der Hochschule Offenburg studierte er auf dem Campus in Gengenbach vier Semester Ingenieurswissenschaften und vier Semester Betriebswirtschaftslehre. Dabei empfand der MPG-Abiturient von 2003, der zugab in den Schulfächern Mathematik und Physik bestenfalls durchschnittlich gewesen zu sein, die erste Phase durchaus als "hart". Die vielfältigen Berufsmöglichkeiten belohnen die Absolventen jedoch für ihren Durchhaltewillen", fügte er hinzu. Er habe Studienkollegen, die heute in ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten würden. Diese reichten von Produktions- oder Logistikunternehmen bis hin zu Banken und Unternehmensberatungen.

Von der Hochschule Offenburg sprach Matthias Waßmer über Voraussetzungen, Studienmöglichkeiten und Berufsaussichten "seiner" Studentinnen und Studenten, insbesondere im Wirtschaftsingenieurwesen. Neben dem Bachelor- kann auch der Master-Abschluss erworben werden. Ein großes Plus sei das Netz an ausländischen Hochschulen mit denen Offenburg zusammenarbeite. "Das kommt unseren Studentinnen und Studenten sehr zugute", ist Waßmer überzeugt. Dozent Kai Wissmann erläuterte die Rolle von Medien in technischen Studiengängen und Berufsfeldern und gab konkrete Tipps zur Bewerbung um Studienplätze in Offenburg.

Auch der ehemalige Max-Planck-Schüler Christian Dörfler (Abitur 2007) war wieder eigens aus Sin-delfingen angereist. Dörfler beschrieb die Vorzüge eines Mechatronik-Studiums an der Dualen Hochschule (früher Berufsakademie) wie den Praxisbezug, der durch die enge Verzahnung von Hochschule und Firma hergestellt wird. Er lobte die hervorragenden Lernbedingungen in kleinen Lern-gruppen mit kompetenten Dozenten aus der Praxis und die "besten" Berufsaussichten. Nicht zuletzt erwähnte er die finanzielle Unabhängigkeit, die schon während der Ausbildung durch eine angemessene Vergütung durch die Firma gesichert sei. "In der Zukunft werden die CO2-Regularien die Automobil-industrie grundlegend verändern", ist er sich sicher. "Das bietet immer neue spannende Aufgabenfelder für angehende Ingenieure" machte er den Zuhörern Lust auf diesen Berufszweig.

Den Schlussvortrag hielt Norbert Burkhardt vom KIT (Karlsruher Institut für Technologie, der Universität die aus dem Zusammenschluss der Technischen Hochschu-le Karlsruhe und dem Forschungszentrum Karlsruhe entstanden ist). Auch er ermutigte die Schülerinnen und Schülern, ein ingenieurwissenschaftliches Studium zu beginnen. An Beispielen die vom Kinderkarussell bis zum Zahnarztbohrer reichten, stellte er dar, dass ein Studium am KIT keine trockene Sache ist. Wie in der Industrie würden die Studenten bereits ab dem dritten Semester in Teams an Projekten arbeiten und dabei die gleichen Phasen von Frustration und Erfolg erleben wie die "Profis". "Das ideale Wohlfühlstudium gibt es nicht", gab er jedoch zu bedenken. "Zweimal durch eine Prüfung gefallen? Da müssen Sie Härte zeigen, sich in kritischen Situationen durchbeißen. Das ist auch professionelle Kompetenz", betonte er. Neben der unerlässlichen Fachkompetenz hob Burkhardt die besondere Bedeutung von sozialer Kompetenz für angehende Ingenieure hervor. Komplexe technische Lösungen würden in Teams von Fachleuten aus verschiedenen Disziplinen mit unterschiedlichen Arbeitsweisen und Begrifflichkeiten erarbeitet. "Neben Kreativität und Arbeitstechniken brauchen Ingenieure vor allem Teamfähigkeit und Durchsetzungsstärke", stellte er fest. "Sie sollten in der Lage sein, zu diskutieren und ihre eigene Lösung im Team zu verteidigen", so Burkhardt weiter. Da das KIT mit vielen Universitäten Austauschprogramme durchführe, die Vorlesungen zweisprachig seien und Referate vor "vollem Hörsaal" auf Englisch gehalten würden, sei die gute Beherrschung dieser Sprache für einen Studenten selbstverständlich. Michael Kurth vom KIT verwies Interessenten auf die vielfältigen Angebote, die das KIT bereits vor der Studienentscheidung anbiete. Dazu gehörten zum Beispiel Schnuppervorlesungen, Workshops für Einsteiger sowie den "Mädchen-Technik-Tag".

Ebenfalls im Gesamtpaket des In-genieurtages enthalten war ein Vortrag von Thomas Pöpping von der Debeka, der von zwei Auszubildenden begleitet wurde und mit einer Schülergruppe über Ausbildungswege zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen sprach.

"In Zusammenarbeit mit der Firma Herrenknecht haben wir wieder hochkarätige Experten gewinnen und unseren Schülern eine außer-gewöhnliche Informationsveranstaltung bieten können", freute sich Schulleiterin Waltraud Oelmann. "Im nächsten Jahr gibt es eine Neuauflage, dann wieder offen für alle Lahrer Gymnasien", so Oelmann weiter. Auch bei den Schülern kam die Begegnung mit Praktikern gut an: "Ich habe mir die Vorträge gezielt nach meinen Berufswünschen ausgewählt", so ein Elftklässer. "Das Thema Energie wird in Zukunft immer wichtiger", umschrieb eine Mitschülerin ihre Interessenlage beim Ingenieurtag am "Max".

Text: Andreas Laug

Fotos: Petra Enghauser